Ein EPR-System für Textilien in Deutschland: Jetzt die Weichen richtig stellen
Die Einführung eines Systems der erweiterten Herstellerverantwortung (EPR) für Textilien in Deutschland rückt näher – und mit ihr die Chance, einen zentralen Hebel für mehr Kreislaufwirtschaft in der Textilbranche wirksam zu gestalten. Als langjähriger Akteur im Bereich Rücknahmesysteme sehen wir bei RLG ein gut konzipiertes EPR-System nicht nur als regulatorische Notwendigkeit, sondern als strategisches Instrument zur Transformation der Textilwirtschaft.
Dieser Text fasst die zentralen Empfehlungen unseres aktuellen Positionspapiers „Kreislaufwirtschaft für Textilien: Empfehlungen für ein zukunftssicheres EPR-System“ zusammen. Darin zeigen wir konkrete Schritte auf, wie ein wettbewerbsorientiertes und praxisnahes EPR-System für Textilien in Deutschland aussehen kann. Das Papier haben wir unter anderem mit dem Bundesumweltministerium und zentralen politischen Entscheidungsträgern geteilt.
Rücknahmesysteme als Treiber der Kreislaufwirtschaft
Ein zukunftsfähiges Textil-EPR muss mehr leisten als das bloße Sammeln, Sortieren und Recyceln von Alttextilien. Rücknahmesysteme sollten aktiv dazu beitragen, zirkuläre Geschäftsmodelle zu fördern und Prinzipien der Kreislaufwirtschaft zu verankern – vom Design bis zur Wiederverwertung. Nur so lassen sich die ökologischen Auswirkungen entlang des gesamten Lebenszyklus von Textilien wirksam reduzieren.
Wettbewerb schafft Innovation
Wir sprechen uns klar für ein wettbewerbsorientiertes Modell mit mehreren Rücknahmesystemen aus. Wettbewerb erhöht die Effizienz, fördert Innovationen und trägt zur Verbesserung der Sammel- und Recyclingquoten bei. Zudem profitieren Hersteller und Händler durch die Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Systemen oft von wirtschaftlicheren Lösungen – im Gegensatz zu einem monopolistisch organisierten Ansatz.
EU-Harmonisierung ist unerlässlich
Um Marktverzerrungen und unnötige Komplexität zu vermeiden, sollte das deutsche EPR-System harmonisiert an die europäische Gesetzgebung – insbesondere die Novellierung der EU-Abfallrahmenrichtlinie – ausgerichtet werden. Einheitliche Begriffsdefinitionen und Geltungsbereiche sind entscheidend, um eine effektive Umsetzung und internationale Vergleichbarkeit sicherzustellen.
Rücknahme muss effizient und zugänglich sein
Ein funktionierendes EPR-System braucht praxisnahe und verbraucherfreundliche Rückgabemöglichkeiten. Dafür empfehlen wir ein Sammelsystem mit mehreren Säulen:
- In-Store-Rücknahme in Verkaufsstellen, wo Textilien getrennt gesammelt werden können.
- Rückgabe an Wertstoffhöfen, die weiterhin eine wichtige Rolle spielen sollten – finanziert durch die Rücknahmesysteme, wie bei Batterien.
- Ausnahme kleiner Händler: Geschäfte mit begrenzter Verkaufsfläche sollten nicht zur Rücknahme verpflichtet werden.
- Einbindung gemeinnütziger Organisationen wie DRK, Caritas oder Texaid, die über bestehende Infrastruktur und Erfahrung verfügen – unter der Bedingung transparenter Mengenerfassung und Integration in das Rücknahmesystem.
Jetzt gemeinsam handeln
Die aktuellen Herausforderungen im Textilrecycling machen eines deutlich: Ein handlungsfähiges EPR-System für Textilien ist längst überfällig. Nur durch entschlossenes Handeln und eine enge Zusammenarbeit zwischen Herstellern, Handel, Politik, Rücknahmesystemen, Kommunen und gemeinnützigen Organisationen kann ein zukunftsfähiges Ökosystem entstehen.